PROGRAMM | PRESSE | PARTNER UND FÖRDERER | SPIELORTE | IMPRESSUM 79. Bachfest in Hamburg
KARTENVERKAUF
Oktober 29. 30. 31. November 1. 3. 4. 5. 6. 7. 2004
PDF DOWNLOAD
DES PROGRAMMS
sonntag.gif
16.00
Hauptkirche St. Jacobi
Historischer Gottesdienst "Wider die Theatromania"
Die Hamburger Oper im Streit der Kanzeln
Zurück zur Tagesübersicht
Werke von Joachim Gerstenbüttel, Christoph Bernhard und
Johann Franck

Kai Wessel, Altus
Kantorei St. Jacobi
Leitung und Orgel: Rudolf Kelber und Susanne Scholtz

„Theatromania“ oder die „Werke der Finsternis“
In der Gottesdienstordnung von 1699
mit Dialogpredigt für und wider die Oper

Dieser Gottesdienst spielt an auf einige Begebenheiten im Hamburg Ende des 17. Jahrhunderts, ohne diese genau rekonstruieren zu können und auch zu wollen. Im Vorfeld und nach der Gründung des ersten deutschen bürgerlichen Opernhauses am Gänsemarkt gab es vielfältigen Streit um diese Gattung. Gerade von theologischer Seite wurde der Oper als „Sündliche Wollust“ und auch als unangemessen teurem Spektakel die Existenzberechtigung abgesprochen. Ein Wortführer dieser Partei war der pietistische Jacobi-Pastor Anton Reiser, dessen Schrift „Theatromania“ den Titel gibt und der in der Predigt zitiert wird. Im eskalierenden Streit wurden Gutachten verschiedener deutscher Universitäten eingeholt – an dem der Jenenser Universität war sogar G. W. Leibnitz beteiligt.

Eine liberalere Richtung unter den Pastoren – Wortführer war der Katharinenprediger Hinrich Elmenhorst – machte sich stark für die neue Kunstgattung. Johann Friedrich Mayer, Hauptpastor von St. Jacobi, spielte eine wechselnde Rolle. War er in dem Gutachten von 1687/88 noch unter den Befürwortern gewesen, so predigte er einige Jahre später in den schärfsten Tönen gegen die Oper, weil der Spielplan auf die kirchlichen Fastenzeiten keine Rücksicht mehr nehmen wollte.

Eine weitere Frage, die mit der Oper nur bedingt zu tun hat, wird im Ablauf der Veranstaltung noch gestreift: Das Verhältnis zwischen Kantoren- und Organisten-Musik, um das es manchmal offenen Streit gab. Während des Kantorates von Joachim Gerstenbüttel soll es zu einem Vorfall gekommen sein, den wir nachzustellen versuchen. Hauptpastor Mayer, der in einer bestimmten Phase sehr mit den „Operisten“ sympathisierte, hat bei einem Gottesdienst den Kantor düpiert, in dem er eine Darbietung der von Gerstenbüttel geleiteten Kantorei durch eine Musik von der Orgel (Matthias Weckmann) unterbrechen ließ, an der Opernsänger mitwirkten.


TOP

PROGRAMM | PRESSE | PARTNER UND FÖRDERER | SPIELORTE | IMPRESSUM